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Schon im Mai des aktuellen Jahres horchte so manch Insider auf. Als aus der Zentrag die neue Marke Gilde – Ihr Partner für das Lebensmittelhandwerk eG wurde, fiel sofort auf, dass die neue Namensgebung das gesamte Lebensmittelhandwerk abdeckt. Vor rund einem Monat ging die Gilde- Geschäftsführung dann ganz offiziell mit der Meldung an die Öffentlichkeit: Wir öffnen uns für das gesamte Lebensmittelhandwerk!
Vorstandssprecher Rainer Laabs: „Wir wollen neue Märkte und Zielgruppen erschließen. Bei einer weiter rückläufigen Zahl an Fleischereien ist dieser Schritt nur konsequent und überlebensnotwendig. Wie unsere neue Firmierung schon besagt, wollen wir der Partner für das gesamte Lebensmittelhandwerk sein. Fleischer sind mit ihrem Imbiss und ihrem Catering bereits in der Gastronomie tätig. Die Köche sind für uns ebenfalls Lebensmittelhandwerker, ebenso wie Bäcker, Feinkosthersteller, Direktvermarkter und andere handwerkliche Produzenten. Auf diese Kundengruppen wollen wir unser Geschäft jetzt ausweiten. Viele der Kundenanforderungen sind uns bereits aus dem Fleischerhandwerk geläufig, und somit ist der Schritt nicht zu 100 Prozent Neuland.“
Zusammenarbeit mit Bäko
Dass die Genossenschaft damit natürlich mit anderen Mitbewerbern in den Ring steigt, etwa der starken Bäko, ist Laabs vollkommen bewusst: „Wir wollen keinen Krieg mit der Bäko, im Gegenteil, wir pflegen mit der Bäko außerordentlich gute geschäftliche Beziehungen und kooperieren in vielen Bereichen bereits jetzt. In Deutschland hat übrigens das Fleischerhandwerk die Umfirmierung auf Gilde – Ihr Partner für das Lebensmittelhandwerk eG von Anfang an unterstützt.“
Logische Weiterentwicklung
Wolfgang Hartl, Geschäftsführer des Fleischerverbands und Mitglied der Gilde – Ihr Partner für das Lebensmittelhandwerk eG, betrachtet die Umfirmierung als logischen Schritt nach vorn: „Diese Entwicklung hat sich seit Jahren abgezeichnet. Nur von den Fleischern könnte auch der Fleischerverband längst nicht mehr leben. Wir haben auch in Österreich immer mehr Kunden aus den anderen Lebensmittelbranchen.“ Die Retourkutsche der Bäko fürchtet Wolfgang Hartl nicht: „Die Bäko und der Fleischerverband arbeiten auch hierzulande seit Jahren zusammen. Die Bäko liefert uns in bestimmten Produktsegmenten Rohstoffe. In Wahrheit überschneiden sich seit Jahren unsere Sortimente.“
Umfirmierung in Österreich schwieriger
Gern würde Wolfgang Hartl auch in Österreich von Fleischerverband auf Gilde-Österreich – die Genusshandwerker umfirmieren. Nur stößt das durchaus noch auf Widerstand bei seinen Funktionären: „Meine Aufsichtsratsmitglieder hängen halt noch an der Bezeichnung ‚Fleischerverband‘. Da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten, natürlich bleibt unser geschäftlicher Schwerpunkt auf dem Fleischersortiment wie bisher. Das kann ich versichern. Ich sehe darin das erfolgversprechendste Zukunftsmodell.“
Start als Schlachtnebenprodukthandel
„Der Fleischerverband wurde ursprünglich als Handelsunternehmen für Schlachtnebenprodukte und Häute gegründet – seinerzeit ein ausgesprochen lukratives Geschäft. Doch das ist längst Geschichte: „Wir haben uns aus diesem ursprünglichen Kerngeschäft verabschiedet, da ist nichts mehr zu verdienen“, sagt Wolfgang Hartl emotionslos, „heute sind wir Komplettanbieter und wollen diese Stellung weiter ausbauen. Das ist unsere Kern-DNA.“
Autor: HaRo